
Ein lebendiger urbaner Raum
Das Westfield Hamburg-Überseequartier
Handelsflächen sind heute mehr als reine Konsumorte – sie prägen das Stadtgefüge und schaffen als vielseitige Mixed-Use-Modelle lebendige Begegnungsräume. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Westfield Hamburg-Überseequartier. Mit ihm ist ein kosmopolitischer Ort entstanden, der als multifunktionaler Stadtbaustein neue Besucher:innen in die Hamburger Innenstadt zieht.
Das klassische Einkaufszentrum als isolierte Konsuminsel ist heute obsolet geworden. Um Retailräume zukunftsfähig zu machen, müssen sie komplett neu gedacht und in die urbane Entwicklung eingebunden werden. Und um den Faktor Erlebnis erweitert werden.
Gerade in Zeiten des zunehmendem Online-Handels müssen sie mehr bieten als bloßes Einkaufen: Überraschung, Atmosphäre, Begegnung und Magie. Das Erfolgsrezept: die Kombination von emotionaler Qualität und Community Building. Modelle, die attraktive öffentliche Plätze schaffen, Quartiere nachhaltig beleben und zur aktiven Stadtentwicklung beitragen, werden auch in Zukunft erfolgreich sein.

Handel gedeiht da, wo städtisches Leben pulsiert. Wir alle möchten angenehm, als Teil unseres Alltags, einkaufen und notwendige Dinge erledigen. Und wir gehen dabei dorthin, wo wir uns wohlfühlen. Gute Retail-Architektur gibt uns Menschen das, was Online nicht bieten kann: Überraschung, Emotion und Community Building.
Christoph M. Achammer
Architekt, Vorsitzender des Aufsichtsrates
Ein lebendiges Stück Stadt: Das Westfield Hamburg-Überseequartier
13 Gebäude, 419.000 m² Gesamtfläche, davon rund 100.000 m² Gesamtmietfläche: Das Westfield Hamburg-Überseequartier ist ein Großprojekt der Superlative. Es ging darum, im Zentrum der Hamburger HafenCity ein Stadtquartier zu gestalten, das Shopping neu definiert – nicht als abgeschottete Retailwelt, sondern als offenen, integrativen Raum mitten in der Stadt.
Für die einzelnen Teilprojekte war ein internationales Kollektiv von Architektur- und Fachplanungsbüros zuständig, mit ATP Krakow (vormals IMB Asymetria, seit 2023 Teil der ATP-Gruppe) als Hauptkoordinator und Chefarchitektenstelle. Wir waren unter anderem für die BIM-basierte Planungskoordination, die Ausführungsplanung einzelner Teilbereiche sowie das Interior Design der Retailflächen verantwortlich.

Als uns Unibail-Rodamco-Westfield im Jahr 2018 mit der Koordination des Großprojekts Westfield Hamburg-Überseequartier beauftragte, wussten wir: Diese Aufgabe wird besonders. Besonders spannend und besonders anspruchsvoll.
Marek Borkowski
Architekt, Geschäftsführer in Krakau
Die Vision des Westfield Hamburg-Überseequartier war ein kosmopolitischer Ort, der als multifunktionaler Stadtbaustein Anwohner:innen, Tourist:innen und Berufstätige gleichermaßen anzieht. Das Gebiet war lange industriell geprägt, in den letzten Jahren entstanden Wohn- und Bürogebäude, aber es fehlten attraktive öffentliche Räume.
Mixed-Use-Modelle haben sich als Motor zur Belebung von Quartieren bewährt: Sie vereinen verschiedene Funktionen an einem Ort, erlauben kurze Wege sowie die Durchmischung der Nutzer:innen und fördern die soziale Interaktion. Die Verbindung von unterschiedlichen Nutzungen ist dabei Chance und Herausforderung zugleich – nämlich wenn es darum geht, diese nicht bloß nebeneinanderzustellen, sondern harmonisch miteinander zu verweben, um ein zusammenhängendes, in sich stimmiges Ganzes zu schaffen. Sonst zerfällt das Quartier in voneinander isolierte Zonen.
Mit seinem hochwertigen Gesamtkonzept aus Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Büros und Mobilität – zusammen mit attraktiven Freiflächen – schöpft das Westfield Hamburg-Überseequartier das Potenzial der HafenCity voll aus und spielt ein Schlüsselrolle in der Hamburger Stadtentwicklung.


Städte müssen menschenfreundliche Räume schaffen – mit nachhaltigem Ansatz, viel Grün, attraktiven Wohnbereichen und kommerziellen Zonen, die mit dem urbanen Umfeld verwoben sind. Das Westfield Hamburg-Überseequartier folgt einem modernen Ansatz für innerstädtische Zentren: offene Mall, Außenräume, Integration mit der Uferzone und Verbindung von Innen- und Außenräumen.
Marek Borkowski
Architekt, Geschäftsführer in Krakau
In den ersten drei Monaten nach seiner Eröffnung im April 2025 verzeichnete das neue Quartier bereits 4 Mio. Nutzer:innen. Und Analysen zeigen: Es macht der Hamburger Innenstadt keineswegs, wie von manchen befürchtet, Besucher:innen streitig. Im Gegenteil, dort sind die Frequenzen sogar gestiegen. Das Westfield Hamburg-Überseequartier zieht also nicht nur selbst neues Publikum an, sondern führt zu einer Belebung der Innenstadt insgesamt – ein Synergieeffekt, der die urbane Dynamik stärkt! 1
Heute Standards für ein besseres Morgen
Unter der Agenda „Better Places 2030“ engagiert sich der Auftraggeber Unibail-Rodamco-Westfield für einen hohen Nachhaltigkeitsstandard mit positiven ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Impulsen für Stadt und Gesellschaft. Das Westfield Hamburg-Überseequartier sollte, als „Stadtraum von morgen“, nicht zuletzt als Experimentier- und Praxisfeld für nachhaltige Ideen fungieren.
Als erstes Großprojekt Deutschlands erhielt es die neue DGNB-Zertifizierung für nachhaltige Baustellen. Maßnahmen wie der Schutz von Ressourcen, recyclingfähige Materialien für die Konstruktion sowie energiesparende Lösungen stehen für den ressourcenschonenden Ansatz des Projekts. Sämtlich Gebäude sind mit dem BREEAM-Excellent-Standard zertifiziert, mehrere Bürogebäude tragen das Zertifikat DGNB-Gold, eines erhielt eine LEED-Zertifizierung.
Die Bauarbeiten erfolgten unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien. Rund 90 Prozent des verwendeten Zements ist CO₂-arm, was rund 23.800 Tonnen CO₂ einspart. Zudem konnte durch die innerstädtische Nachverdichtung die Versiegelung von etwa 8.000 m² Natur- und Agrarfläche vermieden werden.
Nachhaltigkeit bedeutet heute mehr als grüne Architektur – es geht auch um wirtschaftliche Effizienz, soziale Aspekte und menschengerechtes Design. Da wir den Auftraggeber gut kennen, konnten wir die Nachhaltigkeitsstandards in seinem Sinne umsetzen.
Marek Borkowski
Architekt, Geschäftsführer in Krakau

Wir denken Retail als ganzheitliche urbane Räume
Für uns ist Retail kein isolierter Bautypus, sondern ein integraler Bestandteil lebendiger Städte. Wir interpretieren Handelsimmobilien als Teil eines größeren Ganzen, mit Fokus auf ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Unsere Retail-Expertise beruht auf jahrzehntelanger Erfahrung mit komplexen Handelsimmobilien in urbanen Kontexten – von Neubau bis Refurbishment, von Landmark-Projekten bis zu umfassenden Quartierslösungen.
Unter den vielen erfolgreichen Handelsimmobilien erregte 2008 das ATRIO in Villach besondere Aufmerksamkeit, als es mit seiner städtisch organisierten Mall vom internationalen ICSC zum weltweit besten und nachhaltigsten Center der Welt gekürt wurde. Preisgekrönt wurden in der Folge weitere Zentren mit urbanen Konzepten, darunter das G3 Shopping Resort Gerasdorf – als erstes „Öko-Einkaufszentrum“ Österreichs – und das Einkaufs- und Stadtteilzentrum ALEJA in Ljubljana, das den ICONIC AWARD, den Global RLI Award sowie den Design and Development Award erhielt.
Der Auftrag für das Westfield Hamburg-Überseequartier war die Fortsetzung einer bewährten Zusammenarbeit: Bereits beim Wroclavia Shopping Center in Breslau konnte sich Unibail-Rodamco von der Retail-Expertise von ATP Krakow überzeugen – mit einem Konzept, das höchste gestalterische und technische Qualität mit einer klaren Bezugnahme auf den städtebaulichen Kontext verbindet. Bereits in der Planungs- und Bauphase erhielt der kommerzielle Teil des „Wroclavia“ die BREEAM-Zertifizierung mit dem Prädikat „Excellent“. Das Projekt erhielt außerdem die Auszeichnungen „Best Retail Architecture Europe“ und „Best International Retail Architecture 2018–2019“.
Ein weiteres Projekt, bei dem Unibail-Rodamco auf unsere Retail-Kompetenz vertraute, war die Revitalisierung der Shopping City Süd in Vösendorf bei Wien – das größte Einkaufszentrum Österreichs. Im Rahmen der Generalsanierung wurde der weitläufige Komplex aus dem Jahr 1975 samt mehrerer Um- und Zubauten nicht nur einer umfassenden technischen Erneuerung unterzogen, sondern auch durch ein stimmiges Gesamtkonzept gestalterisch aufgewertet.
Diese beiden gemeinsamen Erfolgsgeschichten bildeten die ideale Grundlage für die erneute Zusammenarbeit beim Westfield Hamburg-Überseequartier – mit gewachsenem Vertrauen, Verbindlichkeit und einer geteilten Haltung.
Zukunftsmodell für urbane Entwicklung
Das Projekt Westfield Hamburg-Überseequartier zeigt eindrücklich, wie Retail als Impulsgeber für urbane Räume fungieren kann. Mit seinem durchdachten Mixed-Use-Konzept ist es ein Vorbild für neue Handelsräume, die über reine Konsumorte hinausgehen und als lebendige Quartiere Begegnung, Vielfalt und Nachhaltigkeit fördern.
Als Hauptkoordinator und Chefarchitektenstelle trugen wir entscheidend dazu bei, diese Vision umzusetzen. Durch die Erfahrung in der Integralen Planung, den Einsatz von BIM und die konsequente Umsetzung hoher Nachhaltigkeitsstandards gelang es uns, die Komplexität des Projekts zu strukturieren, Schnittstellen zu reduzieren und höchste Qualität auf allen Ebenen zu sichern. So entstand ein Quartier, das funktional, gestalterisch und städtebaulich überzeugt – und als Maßstab für zukünftige Retailräume dient.
1 WELT online (01.07.2025): „Westfield-Einkaufszentrum schadet Innenstadt bislang nicht“